Studiobühne der Theaterwissenschaft
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Lulu

oder Warum Frauen keine netten Männer lieben


13. – 15. Mai

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Lulu versucht ständig jemand anders zu werden, um nicht immer wieder dieselben Fehler zu machen, andere zu verletzen und dabei auch sich. Lulu achtet darauf immer ordentlich gekleidet zu sein. Lulu zeichnet ein Bild von sich, das perfekt ist, auf dem kein Härchen zu sehen ist, das allen Erwartungen genügt und sie am besten übertrifft. Lulu ist Eva, ist Nellie, ist Mignon, ist Katja. Lulu ist verliebt. Sie hat einen Mann und falls der anfängt sie zu langweilen, dann hat sie noch einen Mann in der Hinterhand... nur zur Sicherheit. Lulu ist Performance, Drama und Figurentheater mit lebensgroßen Puppen. Lulu ist sexy... dessen ist sie sich auch vollkommen bewusst. Lulu ist einsam. Da ist dieser Mangel, dieses Loch in Lulu, das keiner auszufüllen vermag. Niemand kennt Lulu und Lulu kennt niemanden. Wer ist eigentlich Lulu?


In seiner Lulu- Tragödie ist Frank Wedekind um die Jahrhundertwende und über einen Zeitraum von 21 Jahren hinweg bemüht die Natur der Frau, „die Urgestalt des Weibes“ zu erforschen. Dabei übertritt er weidlich die Grenzen männlich bürgerlicher Moralvorstellungen und jongliert mit den skandalträchtigsten Teilphänomenen des „Sex and Crime“: Prostitution, Lustmord und sexueller Hörigkeit. In diesem düsteren Dschungel weitab von den Kategorien Gut und Böse, haust in aller „Selbstverständlichkeit, Ursprünglichkeit und Kindlichkeit“ das amoralisch, tierische Wesen Lulu in absoluter Abhängigkeit von seiner eigenen Natur und als die Frau schlechthin.

Lulu das Tier dressiert durch den Mann? Lulu das Weibchen gelangweilt von Fürsorge? Lulu die Versuchung? Wedekinds Analyse der Unvereinbarkeit von weiblicher Natürlichkeit und männlicher Moral wird vom13. bis 15. Mai 2008 auf der Studiobühne des ITW von Lulu selbst in Frage gestellt. Niemand kennt Lulu und Lulu kennt niemanden. Wer ist eigentlich Lulu?