Studiobühne der Theaterwissenschaft
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Genannt Gospodin

von Philipp Löhle

18.-20. Mai 2010

gospodin

Gospodin ist auf der Suche nach einer antikapitalistischen Lebensweise in einem kapitalistischen Staat. Er ist weder politischer Denker, der den Kommunismus als Staatsideal wieder beleben will noch ist er intellektueller Gesellschaftskritiker, der rational argumentierend die Problemzonen des Kapitalismus rezensiert. Er ist ein Gefühlsmensch, der tief in sich einen nicht näher definierbaren Widerstand gegen den way of life der ihn umgebenden konsumorientierten Gesellschaft verspürt. Er möchte nicht mithalten mit dem Leben, das letzten Endes immer wieder nur auf ein Ziel hin ausgerichtet ist: auf Geld.

In Gospodin sträubt sich alles gegen den immer schnelllebigeren Alltag, profitgierigen Wettbewerb und gegen das ständige Bedürfnis nach neuen Reizen als Voraussetzung und Resultat des möglichst ersprießlichen Gelderwerbs. Genauso wie Geld ein von Menschen gemachtes künstliches Produkt ist, erzeugt es ständig weitere Künstlichkeit, um zu Verkauf zu gelangen. So wie die Waren verschönt angepriesen werden, so artifiziell inszenieren sich die Menschen, die zu Masken erstarren, indem sie sich dem Versuch hingeben, sich möglichst gut den Erwartungen der Zeit und des kapitalistischen Lebens anzupassen. Doch Gospodin schlägt den entgegengesetzten Weg ein, in seiner Sehnsucht nach Natürlichkeit, nach Ursprünglichkeit und Seelenruhe. Dazu gehört Mut, Kraft und Ehrlichkeit mit sich selbst, die gegen Versagens- und Überlebensängste ankämpfen müssen.

Gospodin ist ein Mensch, der wie jeder Andere das Verlangen nach einem sicheren Leben hat. Doch welches Mittel zum Zweck soll er dafür verfolgen, wenn nicht das Geld? Funktioniert ein gutes Leben ganz ohne Geld in einer Gesellschaft wie der unseren? Und wie soll das bewerkstelligt werden? Genannt Gospodin begibt sich auf die spannende Suche nach einer menschenwürdigen Weise, ein Leben zu führen, das dem Zwang des Geldes als Glücksgarant entkommt, was nicht zuletzt zur Suche nach dem eigenen Selbst übergeht.