Studiobühne der Theaterwissenschaft
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Medium

Ein neuer Raum entsteht

Ein Projekt von Johannes Weishaupt

15.-17. Juni 2010

www.medium2010.de

Eine Gruppe von Studenten will ein Theaterstück live ins Internet streamen. Die Premiere ist am 15. Juni und der Livestream ist umsonst. Jeder darf sehen, was da in monatelanger, mühevoller und akribischer Arbeit inszeniert wird. Die neusten Probenprozesse, Konzepte, Ideen und hin und wieder auch Zitate aus dem Stück werden laufend aktualisiert. Neben der offiziellen Website werden dabei gängige Netztools wie Facebook, Twitter und YouTube genutzt.In dem Stück geht es um einen Menschen, der sich bewusst für ein Leben in der Fiktion entscheidet. Er zieht die Traumwelt der Realität vor und sieht dies als Schritt hin zur Menschwerdung. Dem Publikum wird diese Entscheidung durch die Inszenierung und durch die im Vorfeld stattfindende Vernetzung abgenommen. Gehört man erst einmal zur Fangemeinde, ist man schon Teil des Mediums. Wenn man dann auch noch den Livestream nutzt verschwinden schließlich die Grenzen zwischen Theater und Internet und es ensteht ein neuer Raum.

MEDIUMAuge

„Theater darf nicht nur inhaltlich modern sein. Es muss den Sprung in die Internetkultur schaffen und so einen neuen Anspruch an sich selbst definieren!“

Mit diesem Ziel vor Augen will Johannes Weishaupt, Regisseur und Autor des experimentellen Theaterstückes MEDIUM am 15. Juni dieses Jahres das Theater auf eine neue Ebene heben. Im Vorfeld werden Probenprozesse, Ideen und Konzepte auf der eigenen Website, sozialen Netzwerken und weiteren bekannten Internetdiensten zugänglich gemacht. Der interessierte Zuschauer wird so durch Videos, Bilder und Nachrichten laufend über die Thematik und das Geschehen um und auf der Bühne informiert. Bis schließlich das Theaterstück selbst von der Studiobühne der LMU München per Livestream ins Internet übertragen wird.Das Drama setzt sich mit der Fiktionalisierung eines Menschen auseinander. Immenser Medienkonsum, das Internet, elektronische Musik und die exzessive Partykultur treiben den Protagonisten in eine Traumwelt. Dort angelangt stellt sich ihm die Frage, ob ein Leben in der Fiktion lebenswerter ist als die Realität selbst.Doch geht es um mehr als nur die Inszenierung einer fiktiven Wirklicheit auf der Bühne. Das Stück thematisiert die bewusste Entscheidung für ein fiktives Leben. Computerspiele, „soziale“ Netzwerke und pseudonyme Internetgemeinschaften geben dem Menschen im 21. Jahrhundert die Möglichkeit, eine neue Persönlichkeit zu entwickeln. Dieser Fiktionalisierungsprozess ist für den Protagonisten jedoch ein Schritt in Richtung Menschwerdung. Die grenzenlose Entfaltung seines neugeschaffenen Raumes gibt ihm mehr als die Chance zur Selbstverwirklichung. Doch wo ist der Unterschied zwischen der Selbstfindung in der Realität und der in der Fiktion? Ist das bewusste Träumen besser als ein unbewusstes Leben?

MEDIUMPiktogramm

Das junge Team aus Studenten der Theaterwissenschaft und talentierten Nachwuchsschauspielern konfrontiert den Zuschauer mit diesen Fragen und führt ihm vor Augen, wie weit er selbst schon Teil eines „Mediums“ ist. Hierbei soll nicht nur eine klassische Identifikation mit den Charakteren stattfinden, sondern auch eine Homogenisierung von Bühne und Zuschauerraum erreicht werden. Durch die strukturelle Vernetzung und Emotionalisierung des Publikums im Vorfeld und bei der Premiere wird die Reflexion der Thematik nicht zu einem Gedankenspiel, sondern zum Erlebnis.MEDIUM setzt sich mit dem wachsenden Medienkonsum kritisch auseinander. Dass dies innerhalb und mit den Medien stattfindet ist für den jungen Regisseur und seine Schauspieler nur konsequent. Die Art und Weise dieser Mediennutzung generiert eine neue Offenheit. Kulturräume müssen verschmelzen. Die neue Öffentlichkeit braucht ein neues Theater.

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